Wie alles begann – der Weg zum Vau
Am 29. Januar 1886 erwarb Carl Benz das kaiserlich Deutsche Reichspatent für seinen 0,9 PS starken, dreirädrigen Motorwagen – das Automobil war geboren. Den Rest dieser Geschichte kennen wir mehr oder weniger, aber wie entstanden die Vau’s?
Vom Benz-Motorwagen bis zu den ersten multifunktionell einsetzbaren Fahrzeugen war es in der Tat noch ein langer steiniger Weg:
1927 – Mercedes-Benz L 3/4 Kombinations-/Lieferwagen
Der L 3/4 (1927-1928) basierte auf dem von Dr. Ferdinand Porsche konstruierten Mercedes-Benz 8/38 PS Personenwagen, der von 1926-1928 produziert wurde. Der Sechszylinder- Reihenmotor mit einem Hubraum von 1.988 ccm leistete 38 PS bei 3.400/min.
Bei einem Wagengewicht von 1.430 kg für den Kastenwagen plus einer zusätzlichen Nutzlast von 770 kg und damit einem Gesamtgewicht von 2.200 kg erwies sich die Motorleistung als etwas zu schwach. Deswegen wurde der L 3/4 vom Herbst 1928 an mit einer 2,6 Liter-Maschine geliefert.
1929 – Mercedes-Benz L 1000 „Express“
Der Mercedes-Benz Lieferwagen L 1000 Express, gebaut von 1929-1936, war der direkte Nachfolger des Mercedes-Benz Lieferwagen L 3/4. Der 2,6 Liter-Motor leistete nun 50 PS bei 3.400/min und damit konnte in der Kastenwagen-Version eine Nutzlast von 1.000 kg transportiert werden. Der L 1000 Express war preislich günstiger als sein Vorgänger.
1932 – Mercedes-Benz L 300
Beim L 300 kam ein Sechszylinder-Reihenmotor zum Einsatz, welcher 32 PS bei 3.200/min leistete. Die Kraftübertragung erfolgte auf die Hinterräder. Das 3-Gang-Getriebe verfügte zusätzlich über einen Schnellgang. Der L 300 bot bei einer Gesamtlänge von 3.700 mm einen Laderaum von 1.260×1.260×980 mm. Die Nutzlast betrug 300 kg. Der Verbrauch auf 100 km betrug 11 Liter. Abgeleitet war der L 300 vom Mercedes-Benz Typ 170.
1936 – Mercedes 170 V Lieferwagen
Im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem 170, war der Mercedes-Benz 170 V technisch anspruchsloser und als zuverlässiges sowie wirtschaftliches Alltagsautomobil gedacht. Den 170 V gab es als Kasten-, Liefer- und Krankenwagen. Angetrieben wurde der 170 V über die Hinterräder mit Hilfe eines Vierzylinder- Motors, der eine Leistung von 38 PS bei 3.400/min vorwies. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 108 km/h und der Verbrauch lag bei 11 Litern auf 100 km. Der Mercedes-Benz 170 V war in allen seinen Varianten das meistgebaute Fahrzeug der Daimler-Benz AG vor dem Krieg.
Den Mercedes 170V Lieferwagen kann man als rechtmäßigen Urahn aller Vaus und ersten Vertreter dieser Fahrzeuggattung bezeichnen.
Ein Transporter nach dem Vorbild des 170V war im Mai 1946 das erste nach dem Krieg hergestellte Fahrzeug. Februar 1949 wurden 1.650 Kasten-, Kranken-, Pritschen- und Polizeistreifenwagen hergestellt.
1951 – Mercedes-Benz 170 D
In den Jahren von 1951 bis 1953 wurden 515 Mercedes-Benz 170 D Kastenwagen gebaut. Der Vierzylinder-Dieselmotor mit einem Hubraum von 1.767 ccm leistete 40 PS bei 3.200/min und verbrauchte 8 Liter Diesel auf 100 km.
1972 – L 206 D und L 207, auf der Basis des Hanomag-Henschel-Modells F 20
1949 brachte das Tempo-Werk (Hamburg-Harburg) einen Vierrad-Lieferwagen mit VW Motor – den Tempo-Matador – auf den Markt. Es war der Vorgänger des späteren Hanomag Matador E, der ab 1965 produziert wurde. Bis 1970 waren die Hanomag-Henschel Leichttransporter wahlweise mit einem englischen Austin Vergasermotor oder einem 2 Liter 50 PS Dieselmotor von Daimler-Benz ausgerüstet. Ab Januar 1972 kam der deutlich kräftigere 2,2 Liter 60 PS Dieselmotor zum Einsatz. Ab Januar 1973 erhielt der Leichttransporter ein konstruktiv vereinfachtes, weniger bauaufwendiges Fahrgestell.
1972 – LE 306 Elektro-Transporter
Im März 1972 präsentierte Daimler-Benz das Versuchsfahrzeug LE 306, den ersten Elektro-Transporter mit Batteriewechseltechnik. Das Steigvermögen betrug um die 16 % und bei einer Reichweite von 65 km mit nur einer Batterieladung konnte eine maximale Geschwindigkeit von 70 km/h erreicht werden.
Angetrieben wurde der LE 306 von einem Gleichstrom-Nebenschlussmotor mit 31 kW (Dauerleistung) bzw. 52 kW (Kurzzeitleistung). In Größe und Ausstattung entsprach der LE 306 dem L 306 D und wurde als Kastenwagen und Kombi mit einer Nutzlast von 1,45 t angeboten.
1977 – Mercedes-Benz Transporter TN („Transporter neu“) – Baureihe 601
Vom 25. – 29. April 1977 debütierte die neue Transporter-Reihe TN mit den Typen 207 D, 208, 307 D und 308 (Baureihe 601). Die leistungsstarken Transporter waren von der äußeren Form her gewöhnungsbedürftig, doch galt diese bald als originell und funktionsgerecht. Die kurze Fronthaube ermöglichte einen leichteren Zugang zum Motorraum und der Einstieg in die Fahrerkabine wurde erleichtert. Die vier Typenreihen wurden im September 1981 um den 407 D und den 409 D mit 4,6 t Gesamtgewicht ergänzt. Mit dem 88 PS Fünfzylinder-Dieselmotor des 409 D konnten ab Herbst auch die kleineren Typenreihen ausgerüstet werden.
1979 – 80 Versuchsfahrzeuge vom Typ 208 mit Methanol-Benzin-Mixbetrieb
80 Mercedes-Benz Fahrzeuge, unter anderem vom Typ 208, nahmen im Rahmen des vom Bundesministerium für Forschung und Technologie initiierten Projekts „Alternative Antriebe“ an einem Großversuch teil. Getestet wurde der Alkoholkraftstoff M 15, eine Mischung aus 85% Super und 15% Methanol. Die Daimler-Benz AG bewies damit ihre Aktivität auf dem Gebiet der Alkoholkraftstoffe.
1979 – Großversuch mit Elektrotransporter Mercedes-Benz Typ 307 E
Bei der Entwicklung des Mercedes-Benz Typ 307 E wurde auf zwei Dinge geachtet: Erstens sollte der Laderaum des Elektrotransporters dem des Serienfahrzeugs entsprechen. Zweitens wurde eine vereinfachte Regeltechnik für den elektrischen Antrieb konzipiert.
Der Energiespeicher wurde in zwei Baueinheiten mit je 90 Volt unter dem Fahrzeugboden angeordnet. Damit war ein einfaches Ausbauen der Batterien nach unten hin möglich. Die Ergebnisse des Großversuches zeigten, dass der 307 E im Straßenverkehr technisch und wirtschaftlich ohne Probleme mithalten konnte.
1987 – Mercedes-Benz MB 100
Am 15. Januar 1987 präsentierte Daimler-Benz auf Mallorca die neue Transporter-Baureihe MB 100 – 180, die für Nutzlasten von 1 000 bis 1 800 kg konzipiert wurde. Bereits 1980 wurde von Mercedes-Benz Espana SA. in Vitoria (nahe Bilbao / Nordspanien) ein MB 100 hergestellt. 1986 war das MB-Modell technisch überarbeitet und im Styling aktualisiert worden. In der Bundesrepublik wurde der MB 100 als Pritschen-, Kastenwagen und Kombi angeboten. Allen Modellen von 1987 einheitlich war der 2,4-Liter-Dieselmotor mit 53 kW (72 PS).
1989 – Der Mercedes-Benz Transporter (T1)
Der 1977 erstmals vorgestellte Transporter T 1 kam im März 1989 mit neuer, überarbeiteter Technik auf den Markt. Bei der Überarbeitung des T1 standen für die Ingenieure drei Ziele im Vordergrund: stärkere Leistung, höhere Geschwindigkeit und verringerte Emissionen. Die beiden neu entwickelten Motoren erhielten das Prädikat „Diesel 1989“. Der 2,3-Liter-Vierzylinder leistete 58 kW (79 PS) und der 2,9-Liter-Fünfzylinder 70 kW (95 PS).
1993 – MB 100 E Elektro-Transporter
Mit dem MB 100 E leistete Daimler-Benz einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Zero-Emission-Vehicle, einem Fahrzeug ohne Emissionen.
Die Reichweite betrug bis zu 80 km ohne Nachladen, die Höchstgeschwindigkeit ca. 70 km/h, der Verbrauch ca. 40 kWh auf 100 km. Die Ladefläche entsprach einem konventionellen MB 100. Mit dem MB 100 E setzte Daimler-Benz die erfolgreiche Elektro-Transporter-Tradition fort.
1996 – Mercedes-Benz Vito / V-Klasse – Baureihe 638
1996 wurde der, nach dem spanischen Transporterwerk Vitoria benannte und auch dort gebaute neue Leichttransporter Vito und der Limousinen-Ableger V-Klasse der Öffentlichkeit vorgestellt und im gleichen Jahr mit „Van of the Year 1996“ ausgezeichnet.
Den Vito gab es als Kombi mit Rundumverglasung oder als Kastenwagen, letzteren wahlweise auch mit Heckscheibe oder teilverglast. Die Nutzlast beträgt knapp eine Tonne. Platz bietet der Vito bis zu 9 Personen (Vito L) oder 5 Kubikmeter Ladung. Als einzigen Pkw-ähnlichen Version des Vito gibt es die Version „Vito F“ mit hinterer Schlafsitzbank und Klapptisch für die „mobile Freizeitgeneration“. Die V-Klasse als reiner Pkw / Van mit durchweg höherwertig anmutender Innenausstattung konzipiert, mit 6 oder 7 variablen Einzelsitzen in drei Ausstattungslinien – Trend, Fashion, Ambiente.
Den quer eingebauten Motor gibt es in drei Vierzylinder-Varianten: Einen Dieselmotor mit 58 kW (79 PS), einen ladeluftgekühlten Turbodiesel mit 72 kW (98 PS) und einem Benzin-Einspritzmotor mit 4-Ventil-Technik, der 95 kW (129 PS) leistet. Ab 1998 gibt es für die V-Klasse zusätzlich einen von VW gefertigten V6 Motor mit 174 PS.
1996 – NECAR II
Im Mai 1996 wurde der NECAR II vorgestellt, der seine elektrische Energie aus der gesteuerten Reaktion von Wasserstoff- und Sauerstoffgas bezieht.
Dabei konnte die Brennstoffzelle in Gewicht und Volumen so stark verringert werden, dass sich die Ladekapazität im Vergleich zum NECAR I um ein Vielfaches erhöht hat.
1996 – MB 100 / 140 (K) – nicht in D / EU vertrieben
Der MB 100 (K) und der MB 140 (K) wurden in Korea bei Ssang Yong unter der Lizenz von Mercedes-Benz hergestellt. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit in Südamerika, Afrika sowie im asiatischen und dem pazifischen Raum. Den MB 100 (K) und den MB 140 (K) gibt es als geschlossenen oder teilverglasten Kastenwagen und als Personentransporter. Der Radstand beträgt beim MB 100 (K) 2455 mm und beim MB 140 (K) 2680 mm. Es steht ein Ladevolumen von 5,7 Kubikmeter bzw. 7,3 Kubikmeter zur Verfügung. Die Nutzlast beträgt 1,2 t bzw. 1,4 t. Motorvarianten von 58 kW (79 PS) bis 90 kW (122 PS) sind erhältlich.
1998 – V-Klasse Sport Edition by Brabus
Im Herbst 1998 stellt Mercedes Benz in Zusammenarbeit mit dem Bottroper Tuner Brabus eine auf 250 Fahrzeuge limitierte „Sport Edtion“ der V-Klasse vor. Kennzeichen sind die markante 2farbenlackerung, Frontspoiler, Tieferlegung (VA 50mm, HA 20mm), Brabus 18″ Alufelgen, Doppelrohr Sportschalldämpfer, sowie Brabus Interieur. Lieferbar ausschließlich mit dem 2,3l 4Zylinder (V230) und 2,8l V6 Motor (V280). Jedes Fahrzeug trägt auf dem Armaturenträger rechts eine Plakette mit der laufenden Nummer.
1999 – Mercedes-Benz Vito / V-Klasse Modellpflege
Den modellgepflegten Vito gibt es weiterhin in den bekannten Versionen – Vito Kombi, Personentransporter „L“, als Kastenwagen, teilverglast „Mixto“ und Vito F (mit Schlafbank und Klapptisch) in fünf Motorisierungsvarianten. Neben den neuen der serienmäßigen Heckklappe können für den Vito nun auch Heckflügeltüren als Option gewählt werden.
Auch die V-Klasse behält ihre bekannten Ausstattungslinien „Trend“, „Fashion“ und die luxuriöse Version „Ambiente“. Neben den neuen durchzugsstarken und verbrauchsgünstigen CDI-Motoren von 60 kW (nur Vito) bis 90kw werden weiterhin die zwei leistungsfähige 4Zylinder Benzinmotoren mit 95 kW und 105 kW, sowie der bekannte V6 mit 129kw (nur V-Klasse) angeboten. Neue Instrumente, überarbeitete Instrumententräger, Polsterstoffe und vor allem deutliche Qualitäts- und Detailverbesserungen stellen neben den CDI-Motoren die Hauptmerkmale dieser Modellpflege dar.
2003 – Die neue Generation Vito / Viano – Baureihe 639
Die 2003 vorgestellten neuen Vito und Viano basieren zwar auf der Weiterentwicklung der Vorgängerbaureihe 638, haben aber gemeinhin nichts mehr mit ihrem Vorgänger zu tun. Das Fahrzeug wurde völlig neu konzipert und hat nun durchgängig in allen Varianten Heckantrieb, eine Allrad-Variante ist ebenfalls erhältlich.
Die neue Baureihe bietet vielfältige Lösungen für die individuellen Bedürfnisse. Sie ist erstmals in drei verschiedenen Aufbaulängen erhältlich. Außerdem kann beim Transporter Vito zwischen zwei Dachhöhen und fünf verschiedenen Motoren gewählt werden – eine bisher beispiellose Programmvielfalt.